16 August 2008

Kanarischer Drachenbaum, Dracaena draco, Drago

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Hier ist der Anlass für diesen Bericht. Der Draco in meinem Garten mit Fruchtstand.
Der Drachenbaum gehört zur endemischen Flora der Kanarischen Inseln. Wild kommt er heute nur noch zwischen 100 und 600 m ü. NN auf den Kanaren, Madeira, den Kapverden und den Azoren vor. Häufiger trifft man ihn gepflanzt in Gärten an (1). Die Vivero la Isla (Inselbaumschule von La Palma), die sich den Erhalt vom Aussterben bedrohter endemischer Flora auf die Fahnen geschrieben hat, kultivierte Jungpflanzen in 2 Beeten. (Falls die Baumschule noch geöffnet ist, wenn ich das nächste Mal ein Auto zur Verfügung habe, gibt es einen Bildbericht der Baumschule).
Taxonomie
Bei den taxonomischen Angaben, die ich im Netz gefunden habe, gibt es ein wildes Durcheinander. Am einleuchtendsten und am ehesten übereinstimmend waren die Quellen 2 und 3. Daher folgt ihnen jetzt die taxonomische Einordnung. Es folgt der sog. Systematik der Angiosperm Phylogeny Group (APG 1998). Dieses ist ein Taxonomisches System neben 4 anderen (siehe Wilson, H. 2004: Flowering Plant Gateway;http://www.csdl.
tamu.edu/FLORA/newgate/cronang.htm).
Der Kanarische Drachenbaum Dracaena draco gehört zum Pflanzenreich und hier zu der Abteilung der Bedecktsamer (Angiospermae), der Klasse der Einkeimblättrigen (Liliopsida), Unterklasse der Lilienähnlichen (Liliidae), Ordnung Spargelartige (Asparagales), Familie der Mäusedorngewächse (Ruscaceae) Gattung Dracaena mit der Art Dracaena draco.
Bei Schönfelder (1) bekommt der Drago noch die eigene Familie Drachenbaumgewächse (Dracaenaceae). Aber auf Grund molekulargenetischer Untersuchungen wurde die Familie der Drachenbaumgewächse inzwischen in die Familie der Mäusedorngewächse integriert (2).
Name
Der botanische Gattungsname Drachenbaum Dracaena stammt von dem griechischen Wort drákaina und bedeutet weiblicher Drache (5). Der Vergleich mit dem Drachen beruht vermutlich
noch auf zwei Eigenschaften des Baumes. Einerseits treiben für jeden abgebrochenen Trieb zwei neue Triebe, andererseits sondert er nach Verletzungen ein zuerst farbloses Harz ab, das sich an der Luft rot färbt und dem man den Namen Drachenblut gegeben hat (1,5). Dieses Harz wurde als Heilmittel und zum Färben verwendet (1).
„Die Guanchen, die Ureinwohner der Kanarischen Inseln benutzten es zur Heilung von Knochenbrüchen und bei anderen Verletzungen, aber auch zur Mumifizierung ihrer Toten. Im Mittelalter war „Drachenblut“ so wertvoll wie Gold, da auch die spanischen Eroberer die heilsame Wirkung des harzigen Stoffes erkannten. Im 19. Jahrhundert wurde es als Zusatz für Zahncreme benutzt, da es im Ruf stand, Zähne und Zahnfleisch gesund zu erhalten. Weiterhin wurde es für Lacke und Polituren, unter anderem im Geigenbau und zur Haltbarmachung von Holz an Gebäuden verwendet. Die typische dunkle Färbung der Holzbalkone und Türen beruhte ursprünglich darauf“ (5).
Wachstum
Der Drachenbaum sieht aus wie e
in ganz normaler Baum mit Stamm und Wurzeln. Er hat vor der ersten Blüte allerdings keinen Haupttrieb mit Seitenästen, an denen dann noch einmal Seitenäste sitzen mit Blättern, sondern er endet in einem Blattbüschel. Der Stamm wächst etwas in die Dicke, hat aber wie alle Einkeimblättrigen (auch die Palmen) kein sekundäres Dickenwachstum wie die zweikeimblättrigen Pflanzen, die im Spross in ihren Leitbündeln ein Kambium (Gewebe, dessen Zellen sich teilen können) haben, das sich vor dem Beginn des sekundären Dickenwachstums zu einem Ring zusammenschliesst (fasciculäres und interfasciculäres Kambium) und dann gleichmässig neue Zellen nach Innen und Aussen bildet. Der Drachenbaum soll das Dickenwachstum mit einem extrafasziculären Kambium (was auch immer das sein mag) vollbringen (3).

Hier ist eine Jungpflanze aus meinem Garten, die ich seit 2 Jahren für eine Banane gehalten habe, bis ich in der Vivero la Isla die Dachenbaumjungpflanzen sah.
In den ersten Jahren wächst der Drachenbaum also als grauer, dicker Stamm mit Blattbüschel. Der Stamm kann bis zu 20 m hoch werden (1,5). Die Blätter sind schwertähnlich und sollen zwischen 50 und 60 cm lang sein (1,5). Derjenige meiner 4 Bäume, der der Anlass für diesen Bericht ist, ist 1,50 m hoch. Seine Blätter sind von 50 cm bis 65 cm lang, je älter desto länger und 2,5 cm breit. Nach 8-11 Jahren bildet sich oben in dem Blattbüschel ein Blütenstand (Rispe) (1). Die Blüten sind grünlich - weiss mit 6 Kronblättern (1,5).
Die Blütenrispe
(Quelle: Peter v. Sengbusch: http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/afrika/botany/dracdrac.htm 2004
Danach bilden sich Beeren, die zuerst grün sind und später bräunlich werden.

Der Fruchtstand
(Quelle vergessen aber die Kürzel sind im Bild)
Sie sollen süss schmecken. Beim Aufschneiden der Beeren fand ich mit meinen Möglichkeiten nur Aussen das grüne bzw. bräunlich - rote Fruchtfleisch und drinnen nur weisses Endosperm (Nährgewebe), keinen Embryo.
Hier sind die grünen, der eine rötliche und ein aufgeschnittener Same
Kunsthandwerker auf der Insel hier verkaufen Ohrringe und Halsketten aus Drago Samen. Die sind dann hart und hellbraun wie aus Holz.
Nachdem der Baum geblüht hat, bilden sich im folgenden Jahr unterhalb des Blütenstandes Triebe, die quasi im Kreis am oberen Ende des Stammes wachsen. Wenn diese Triebe wieder blühen, passiert mit jedem Trieb das gleiche wie mit dem Hauptstamm. Das führt zu den schirmförmigen Kronen der alten Drachenbäume (1).
Alter Drachenbaum
(Quelle:Peter v. Sengbusch: http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/afrika/botany/dracdrac.htm 2004)
Schönfelder (1) gibt an, dass ca. alle 15 Jahre eine Blühperiode und zwar synchron, d.h. alle Dragos auf einmal eintreten soll. Das kann auf die Gartendrachenbäume nicht zutreffen, denn einer im Garten meines Nachbarn blühte vor 2 Jahren, da ist jetzt die Triebbildung zu erkennen. Einer der 4 Bäume in meinem Garten blühte in diesem Sommer, vor meiner Ankunft. Blühzeit soll Juli bis August sein. Das könnte hinkommen. Der dürfte etwa 8 Jahre alt sein. Ein zweiter, der höher ist, aber einen schlechten Standort und dadurch auch kurze eher gelbliche Blätter hat und vermutlich älter ist, hat noch nicht geblüht. 2 weitere dürften jünger sein, da kommt dann die Blüte erst noch.

Hier sind die beiden. Der Vordere hat gerade geblüht, der Obere noch nicht.
Quellen:
(1) Schönfelder, P. u. I. 1997: Die Kosmos- Kanarenflora; Franckh-Kosmos Verlag, Reihe Kosmos Naturführer.

(2) Watson, L., and Dallwitz, M.J. 1992 onwards. The families of flowering plants: descriptions, illustrations, identification, and information retrieval.
Version: 10th April 2008. http://delta-intkey.com
(3) http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/d53/53b.htm#10
(4) http://www.usbg.gov/plant-collections/conservation/Dracaena-draco.cfm
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Kanarischer_Drachenbaum