03 März 2008

Portugiesischer Tausendfüßer, Ommatoiulus morelettii, bicho negro

Dem Portugiesischen Tausendfüßer (Abb. 1,2) oder auch bicho negro begegnet man auf La Palma in und außer Haus vor allem bei feucht-kühlem Wetter.



Abb. 1: Ausgestreckter Portugiesischer Tausendfüßer (3)
Taxonomie:
Stamm: Arthropoda (Gliederfüßer)
Unterstamm: Myriapoda (Tausendfüßer)
Klasse: Diplopoda (Zweifüßer)
Ordnung: Julida
Familie: Julidae
Gattung: Ommatoiulus (Jawlowski 1925)
Art: Ommatoiulus morelettii(4)
Er ist beheimatet im Südwesten Europas (vermutlich Portugal) (2,3) und ist zu unrühmlichen Ehren gekommen, seit er nach Australien verschleppt wurde und sich dort in Massen vermehrt. Daher stammt einige Forschung und Literatur dazu aus Australien. Baker (1) schrieb 1976 seine Dissertation über ihn.
Er gehört zu den Tausendfüßern, die normalerweise draußen leben, sich von Blattabfällen, absterbender organischer Substanz, Pilzen und weichem Pflanzenmaterial ernähren. Sein Körper hat an jedem Körpersegment 2 Beinpaare (Diplopoda, Doppelfüßer) und Reihen von Drüsen, die ein stinkendes, gelbliches Sekret absondern, wenn der Tausendfüßer erregt ist. Dieses Sekret besteht aus Chinonen und dient zur Abschreckung von Feinden(2,3).
Der Portugiesische Tausendfüßer ist voll entwickelt 20 – 45 mm lang mit 50 Körpersegmenten. Seine Farbe ist schwarz.

Abb. 2: Portugiesischer Tausendfüßer aufgerollt (www.ento.csiro.au/education/allies/diplopoda.html)

Lebenszyklus (Abb. 3)



Abb. 3: Lebenszyklus des Portugiesischen Tausendfüßers (6)
Nach dem ersten Regen kommen die Tausendfüßer heraus, paaren sich und legen Eier. Das Weibchen legt bis zu 200 stecknadelkopfgroße Eier, die es in ein in den Boden gegrabenes Loch legt. Aus dem Ei schlüpft eine beinlose Larve (2,3).
Daraus entwickelt sich das erste aktive Stadium nach frühestens einer Woche mit 3 Beinpaaren. Der Tausendfüßer geht durch mehrere Häutungen und soll nach Widman (3) die abgelegten Häute fressen. Hier habe ich beobachtete, dass man vor allem im Haus an unzugänglichen Stellen auf diese Häute stößt.
Nach jeder Häutung hat die Larve mehr Körpersegmente und Beinpaare. Nach einem Lebensjahr hat sie 7 – 9 Häutungen hinter sich und ist etwa 1,5 cm lang. Nach 2 Jahren in ihrem 10. oder 11. Stadium ist sie ausgewachsen (adult). Danach häutet sie sich nur noch im Frühjahr und Sommer, wobei im Frühjahr bei den männlichen Tausendfüßern unreife (interkalare) Formen entstehen und im Sommer aus den interkalaren Formen die reifen Adulten. Im Herbst gibt es dann nur reife Adulte (1,3). Offenbar produzieren sie als Adulte einmal Nachkommen bis auf wenige Ausnahmen, die zweimal Nachkommen haben können, und sterben dann ab (1). Das Absterben der Weibchen nach der herbstlichen Brutsaison im Frühjahr hing von ihrer Reife im Herbst ab: je reifer, desto eher abgestorben (1).
Paarungsverhalten
Carey und Bull (5) haben im Labor folgendes Paarungsverhalten gefunden. Die Paarung war nachts häufiger als am Tage. Die Partner erkennen sich offenbar nicht visuell. Im Gegensatz zu Männchen paaren sich auch Weibchen ohne Fühler, was darauf schließen läßt, dass die Männchen die Fühler zum Erkennen der Weibchen brauchen. Es gab keine Anzeichen dafür, dass Duftstoffe als Erkennungssignal dienen, daher wurde angenommen, dass Männchen die Weibchen an Spezialitäten der Cuticula erkennen (5).
Lebensbedingungen
Aktivität der Tausendfüßer ändert sich mit Alter (je älter desto aktiver) und Witterung (bei Feuchtigkeit und niedriger Temperatur erhöhte Aktivität) (1).
Während des Sommers verbergen sie sich an kühlen und feuchten Stellen oder vergraben sich im Boden. In heißen, trockenen Sommern nimmt die Sterblichkeit zu. Hohe Temperaturen und Austrocknung dürften die Sterberate erhöhen(1).
Tausendfüßer als Schädling
Obwohl der Portugiesische Tausendfüßer eine wesentliche Rolle beim Umbau abgestorbener organischer Substanz spielt und weder Mensch noch Tier schädigt, kann er sich zum Lästling entwickeln, vor allem, wenn er in Mengen in Häuser einwandert (3). Nach Widmer (3) werden die Tausendfüßer vom Licht angezogen und wandern deshalb in die Häuser, in denen sie sich nicht fortpflanzen und vermutlich sterben. Daniels (2) schildert, daß die Menschen in den 70er Jahren in Australien jeden Tag eimerweise Tausendfüßer aus ihren Häusern haben schaffen müssen.
Meiner Beobachtung nach wandern sie im Dunkeln ins Haus oder am Morgen als Flucht vor dem Sonnenlicht. Die Literatur, die untersucht hat, daß sie immer von West nach Ost wandern und dann auch in ein Haus, wenn ihnen das auf dem Wanderungsweg entgegensteht, habe ich nicht mehr finden können.
Die Portugiesischen Tausendfüßer sind keine Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturen, eher an Gemüse. Meiner Beobachtung nach fressen sie, wie Schnecken, normalerweise abgestorbene organische Substanz, aber auch alle weichen, grünen Blätter z. B. von frisch gekeimtem Dill, weiche Pflanzenknopsen wie die Blütenknospen der Poinsettien (Weihnachtsstern, pasqua). Von gequollenen Erbsen- oder Bohnensamen lassen sie nicht viel übrig.

Ergänzung 2015: jetzt im Herbst (Oktober) bei ziemlich vielen Niederschlägen, waren sie vor allem morgens in Mengen zu finden. Sie kriechen an Hauswänden und anderen Wänden hoch egal welche Farbe und auch an den Steinen der Natursteinmauern im Garten. Geht es oben nicht weiter, kriechen sie seitwärts oder nach unten. Wenn sie eine Lücke gefunden haben, in der es dunkel ist (Türrahmen, Schrankunterseiten, Türschwellen), kriechen sie dahinein und bleiben da. Man sieht es nie, das wieder welche irgendwo aus einem Haus herauskriechen. Das einzige was man findet, sind die Chitinhüllen.
Ob nun jeder Tausdenfüsser abstirbt, oder nur die männlichen nach der Begattung ins Dunkle kriechen und dort absterben, kann ich noch nicht sagen.
Hier folgen ein paar eigene Aufnahmen.

Kriechender Tausendfüsser


sich paarende Tausendfüsser

abgestorbener Tausendfüsser
Diese abgestorbenen Tausendfüsser sind jetzt vielfältig draussen auf den Fliesen oder auch hängend an der Wand zu entdecken.
Hauptwanderzeit 2015 war jetzt der Oktober.

Schäden: zu den oben schon geschilderten kommt dazu: reife und halbreife Erdbeerfrüchte, sie bohren Löcher in Kohlrabiknollen und sind dann in der Knolle, sie sitzen in Mengen an einer Stelle einer noch grünen Tomatenfrucht, die dort angefressen ist. Sie fressen sich von unten in die Hülsen von Bohnen und sitzen dann in deren Inneren.

(Quellen: (1)Baker G, H. 1976: The Ecology and Lifehistory of the Introduced Millipede ommatoiulus moreletii (Lucas 1860) in South Australia; Summary; (2) Daniels, Ch. O.J: Storm troopers; (3) Widmer, M. 2003: Portuguese millipedes; Department of Agriculture; Garden note No 2 Sept. 2003; (4) NN, o. J. : Taxonomie; http://zipcodezoo.com/Animals/O/Ommatoiulus_moreletii.asp; (5) Carey, C.J.; Bull, C.M. 1986: Recognition of Mates in the Portuguese Millipede, Ommatoiulus-Moreletii Australian Journal of Zoology 34(6) 837 - 842 in:http://www.publish.csiro.au/paper/ZO9860837.htm), (6)http://www.cesaraustralia.com/sustainable-agriculture/pestnotes/insect/Black-Portugese-millipede